von Helge Faller
erschienen im August 2020.
236 Seiten, zahlreiche s/w-Abbildungen.
ISBN 978-3-947340-11-8
20€
Am 17. und 24. Februar fanden in Brüssel und Paris die beiden ersten offiziellen Länderspiele weötweit statt. Anders als bei den vorhergehenden internationalen Spielen standen sich hier zwei von ihren Verbänden nominierte Nationalmannschaften gegenüber. Während die Französinnen im modernen Stade Pershing spielen konnten, mussten ihre belgischen Kolleginnen kurzfristig umdisponieren, da der belgischen Fußballverband die Nutzung der ursprünglichen Spielstätte untersagte. Der neugefundene Austragungsort Palais des Sports war eine Indood-Radrennbahn, spektakulär, aber eigentlich ungeiegnet für ein Fußballspiel. Obwohl die Belgierinnen gerade ihre erste Saison ausspielten hielten sie sich gegen die Französinnen wacker. Bei Frankreich sorgten Streitereien zwischen dem Verband und den Clubs dafür, dass sich einige Vereine (u.a. Fémina und En Avant!) weigerten, Auswahlspielerinnen abszustellen.
Eine in mancherlei Hinsicht spektatkuläre Reise unternahm Fémina mit einer Pariser Auswahl. Es ging nach Portugal und dort wurden vier Spiele gegeneinander ausgetragen. Zudem wurden Leichtathletikwettkämpfe durchgeführt. Die Tournee sollte aber weniger aus sportlicher Hinsicht später für Gesprächsstoff sorgen, sondern wegen eines "Sittenskandals". Es kam offenbar zu Übergriffen und teilweise gingen manchen Spielerinnen auch von sich aus auf die Avancen ein. Die führte dazu, dass im Dezember 24 der 26 Spielerinnen teilweise bis zu zwei Jahre suspendiert wurden. Dies verzerrte mitten in der Saison nicht nur die Meisterschaft, sondern führte dem Frauenfußball einen eheblichen Imageschaden zu. Der Streit mit dem Verband sollte in der kommenden Saison eskalieren.
Zu Beginn der Saison kam es in Barcelona zu einem Pokalspiel der besonderen Art. Die beiden ersten Pokalsieger Frankreichs und Englands trafen aufeinander. Das erste Spiel wurde nur als Frendschaftsspiel gewertet, da Florence Redford (die beste in Frankrech aktive Spielerin, Ex-Dick, Kerr's und seit Dezember 1922 bei Fémina) bei Stoke spielte. Für den folgenden Tag sollte sie nicht mitspielen, denn dies sollte dann das Pokalspiel sein. Stoke gewann das Freundschaftsspiel mit 3:0 und das Pokalspiel mit 1:0. Kurze Zeit später siegte der Club gegen Dick, Kerr's und bewies damit, dass er der wohl stärkste Club in Europa war. Für die Sportives wurde es die letzte Saison. Der Verein beschloss sich künftig dem Radsport zuzuwenden. Madeleine Bracquemond nahm bereits im Herbst ihren Abschied um einer Filmkarriere auf der iberischen Halbinsel nachzugehen.